Hallo liebes Team!
Meine Tochter hat Zwänge entwickelt und ich weiss nicht, wie ich ihr helfen kann. Sie will auf keinen Fall zum Therapeuten....gibt es da irgendwie eine Selbsthilfe?
Das größte Problem ist, dass sie alles eklig findet. Ess- Geräusche; Bus fahren; wenn man ihr Zimmer mit Strassenschuhen betritt...ich könnte noch viel mehr aufzählen. Sie möchte auch nicht mehr Oma und Opa besuchen, weil es da stinkt...
Ich weiss, dass ich sie nicht in ihren Zwängen unterstützen soll, indem ich ihr vieles Recht mache. Aber um Nervenzusammenbrüchen aus dem Weg zu gehen, mach ich es doch meistens. Sie hat wenig soziale Kontakte , leider. Wir haben Gott sei Dank ein gutes Verhältnis und wir können über wirklich alles reden.
Sie macht auch eineAusbildung- da ist soweit alles gut.
Sie hatte einen Freund, der sie erniedrigt hat und schlecht behandelt... auch noch ihre 1. Erfahrung. Da hat sie aber den Absprung geschafft, aber seit dem ist es schlimmer geworden..
Ich möchte jetzt nicht soweit ausholen- hat vielleicht jemand einen Tipp zur Selbsthilfe???
Vielen lieben Dank!!!
Hallo Hanni,
ich begrüße Sie herzlich in unserem Forum. Mein Nick-Name ist bke-Ina Schweizer und ich gehöre hier zum Modertoren-Team.
Sie machen sich Sorgen um Ihre Tochter, die unter Zwängen entwickelt hat, jedoch nicht zu einem Therapeuten möchte. Ich kann gut verstehen, dass Sie beunruhigt sind. Als größtes Problem erleben Sie, dass Ihre Tochter sich vor vielem ekelt. Obwohl sie wissen, dass langfristig nicht unbedingt hilfreich ist, versuchen Sie - sehr verständlicherweise! - Nervenzusammenbrüche Ihrer Tochter zu vermeiden, in dem Sie ihr in vielem entgegen kommen. Das stelle ich mir - vor allem über längere Zeit - anstrengend vor.
Sie schreiben, dass Ihre Tochter nicht zu einem Therapeuten möchte. Haben Sie eine Idee, was dahinter steckt? Spürt sie für sich (zu) wenig Leidensdruck, oder hat sie eher Angst davor, sich jemand fremden anzuvertrauen?
Trotz allem schafft Ihre Tochter es, ihrer Ausbildung nachzugehen, das ist Klasse! Kann Sie benennen, was dort anders ist? Dort ist doch sicherlich auch nicht alles klinisch rein, auch da muss gegessen werden, etc. Was hilft ihr die Reize in der Ausbildung auszuhalten? Gibt es etwas, was davon auch zuhause helfen könnte?
Auch wenn Ihre Tochter gerade für sich keine Hilfe in Anspruch nehmen möchte, wäre es auf jeden Fall möglich, dass Sie für sich einen Termin z.B. in einer Erziehungs- oder Familienberatungsstelle vereinbaren. Dort könnten Sie mit einer Fachkraft überlegen, durch welche Haltungen und Verhaltensweisen, Sie Ihre Tochter im Umgang mit ihren Zwängen unterstützen können.
Eine Idee, Selbsthilfe zu versuchen, wäre vielleicht, mit Ihrer Tochter zu schauen, welche Abstufungen es zwischen "es ihr Recht machen" und "Nervenzusammenbruch" gibt und so kleine Kompromisse zu finden, bei denen Sie zwar Rücksicht auf den Zustand Ihrer Tochter nehmen, ihr aber auch etwas zumuten und zutrauen.
Ich wünsche Ihnen weitere hilfreiche Beiträge und schicke fürs Erste liebe Grüße,
bke-Ina Schweizer